Uraufführung
„Dann kam ich hier an. Die Bahnhöfe, die Waggons, enge Räume, nasse Wohnungen, Möbel mit fehlenden Füßen. Kein Vater, kein Vaterland, der zweite Schritt der Entwurzelung begann. Mit der Zeit, mit viel Stolpern und Hinken, habe ich meinen Platz gefunden. Auch mit dieser Kerbe, diesem Einschnitt zu leben, lernte ich mit der Zeit. Eine Frau, eine Waise, eine Arbeiterin, eine Migrantin.“ Fatma
Mal als Gebet, Wiegenlied oder Traum, mal als wütende Abrechnung, eindringliche Anklage oder zarte Liebeserklärung erzählt der 1979 in Nettetal geborene Dinçer Güçyeter seine eigene Geschichte verwoben mit der seiner Mutter, die in den 60ern als Gastarbeiterin aus der Türkei nach Deutschland kam. Eine hundert Jahre umspannende vielstimmige Familiengeschichte über ein Aufwachsen zwischen zwei unerreichbaren Heimaten und gegensätzlichen Regelsystemen. Über unerbittliche deutsche Verhältnisse und das Suchen und Finden der eigenen Sprache – und damit des eigenen Platzes in der Welt. Ein so besonderes wie ungewöhnliches Zwiegespräch zweier ungeheuer starker Menschen!
Dinçer Güçyeter wurde 2023 für sein Romandebüt „Unser Deutschlandmärchen“ mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. 2022 erhielt er den Peter-Huchel-Preis für seinen Lyrikband „Mein Prinz, ich bin das Ghetto“. Außerdem ist er Gründer des Kleinverlags ELIF, der insbesondere Lyrik veröffentlicht, und den Güçyeter auch über seine Teilzeitarbeit als Gabelstaplerfahrer finanziert.
Regie | Hakan Savas Mican |
Bühne | Alissa Kolbusch |
Video | Sebastian Lempe |
Kostüme | Sylvia Rieger |
Komposition | Peer Neumann |
Livemusik | Claire Cross Bekir Karaoğlan und Peer Neumann Cham Saloum |
Lichtdesign | Carsten Sander |
Dramaturgie | Clara Probst Holger Kuhla |
Mit | Taner Şahintürk Sesede Terziyan |