Auf dem Heimweg von einem Weihnachtsessen in Paris trifft der junge Édouard um 4 Uhr morgens auf der Place de la République auf Reda, einen gleichaltrigen Mann algerischer Herkunft. Sie kommen ins Gespräch, beginnen zu flirten, und wenig später nimmt Édouard Reda mit zu sich in seine Einzimmerwohnung. Die beiden verbringen die Nacht miteinander, Reda erzählt von seiner Kindheit und dem Vater, der aus Algerien nach Frankreich geflohen ist. Die Stimmung ist ausgelassen, sie lachen, tauschen Zärtlichkeiten aus und haben Sex. Doch als Édouard bei ihrer Verabschiedung wenige Stunden später entdeckt, dass sein Smartphone verschwunden ist, und Reda plötzlich einen Revolver hervorholt und ihn bedroht, schlägt die Situation jäh um in Bedrohung, Gewalt und Vergewaltigung. Am nächsten Morgen begibt sich Édouard in polizeiliche und medizinische Obhut. In seiner Ratlosigkeit, wie er mit seinem Trauma umgehen soll, flieht er in die nordfranzösische Provinz zu seiner Schwester Clara und vertraut ihr die Geschichte an. Die Stimmen und Reaktionen seines Umfeldes, der Polizei und der behandelnden Mediziner auf den dramatischen Vorfall enthüllen einen gesellschaftlich tief verwurzelten Rassismus, Homophobie und intransparente Machtstrukturen.
Mit der Rekonstruktion einer traumatischen Nacht formuliert der französische Autor Édouard Louis in seinem autobiographischen Roman eine ebenso persönliche wie gesellschaftlich durchdringende Analyse über das Erwachsenwerden, Begehren, Migration und Rassismus und macht in der Stimmenvielfalt der Reaktionen auf das ihm angetane Verbrechen gesellschaftlich verdrängte Formen der Gewalt hörbar.
Regie | Thomas Ostermeier |
Mitarbeit Regie | David Stöhr |
Mit | Laurenz Laufenberg Renato Schuch |