Die Erzählung von Heinrich Böll von 1974 endet mit der Verurteilung von Katharina Blum. Für die Vagantenbühne hat Clemens Mägde eine Fassung entwickelt, die die Ereignisse Jahrzehnte später noch einmal aufgreift.
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Katharina ist in der durchgängig spannenden und präzise gearbeiteten Inszenierung von Kathrin Mayr eine Frau Mitte 50, die mit dem Abstand von dreißig Jahren zurückblickt. Magdalene Artelt gelingt es eindrucksvoll, sowohl die von den Geschehnissen und den Männern überrollte junge als auch die lebenserfahrene Frau von heute zu zeigen, deren Verletzlichkeit geblieben ist.
In einen steifen Trenchcoat gekleidet, den sie wie einen Schutzmantel um sich zusammenzieht, dann aber auch öffnet und fallenlässt, sitzt sie auf einem Stuhl und ist den bohrenden und oft unverschämten Fragen ausgeliefert. Und doch gelingt es ihr durch Blicke, durch winzige Veränderungen ihrer Körperhaltung Stärke auszustrahlen und die beiden Interviewer plötzlich hilflos und lächerlich aussehen zu lassen.
Sibylle Marx, Kulturvolk-Blog vom 06.03.2023
Fassung | Clemens Mägde |
Regie | Kathrin Mayr |
Kostüme | Amelie Müller |
Mit | Magdalene Artelt Nils Malten Daniel-Frantisek Kamen |