„Das Thema des heutigen Abends ist Klassismus, ja, nicht Klassizismus“. Das ist so ein typischer Nora-Abdel-Maksoud-Satz. Ihre Texte „The Making-Of“, „The Sequel“ und „Rabatt“ laufen und liefen mit großem Erfolg am Gorki. Aber von Abdel-Maksouds bitterbösem Humor kann man nicht genug bekommen. Und so wird es höchste Zeit, auch ihr Erfolgsstück „Café Populaire“ in einer eigenen Berliner Fassung – deswegen „Royal“! – zu zeigen. Vier Figuren, die nichts Geringeres versuchen, als „humornistisch“ – auch so eine Abdel-Maksoudsche Wortschöpfung aus Humor und Humanismus – zu bleiben.
Da ist Svenja, die als Künstlerin mit Bildungsbürgerhintergrund prekär lebt und sich als Hospizclown über Wasser hält. Püppi, altlinke Salonkommunistin, ist Bewohnerin des Hospizes und sucht nach dem Tod ihres Mannes einen neuen Betreiber für die „Goldene Möwe“, eine Kneipe mit Kleinkunstbühne und der ferne Traum Svenjas. Was läge näher, als Svenja die „Möwe“ übernehmen zu lassen? Hier kommen die anderen beiden Figuren ins Spiel. Aram, „Dienstleistungsproletarier“ mit Migrationshintergrund, tritt in den Ring im Kampf um das Erbe. Aber ist er wirklich so bedürftig, wie er sich gibt? Ein richtiger Arbeiter soll die „Goldene Möwe“ bekommen. Das möchte Püppi. Aber gibt es die überhaupt noch? Und dann ist da ja auch noch der Don, der Vierte im Bunde und technisch gesehen ein Teil von Svenja. Er ist Erzähler, Kommentator und ihre böse neoliberale Abspaltung und sagt all das, was sie, was wir uns trotz unserer vermeintlichen Weltoffenheit oft denken, aber nicht trauen zu sagen.
„Café Populaire Royal“ geht mit viel Witz und Esprit ans Eingemachte und hinterfragt auch uns in unserer Moral und Gewissheit, die Guten zu sein.
Regie | Nurkan Erpulat |
Bühne | Gitti Scherer |
Dramaturgie | Johannes Kirsten |
Kostüme | Miriam Marto |
Mit | Yanina Cerón Aysima Ergün Çiğdem Teke Amanda Babaei Vieira |