Libretto von Eugène Scribe und Charles Duveyrier
empfohlen ab 16 Jahren
Einführung: 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Rang-Foyer rechts
„Einen großartigen, leidenschaftlichen und originellen Stoff“ verlangte Verdi für die erste Oper, die er für die Pariser Opéra schreiben sollte. Was ihm der Starautor Eugène Scribe schließlich lieferte, war darüber hinaus ein Libretto von ähnlicher politischer Brisanz wie die Texte der Grand opéras Giacomo Meyerbeers, mit dem Scribe zuvor für „Les Huguenots“ und „Le Prophete“ zusammengearbeitet hatte. Denn wie diese behandelte „Les Vepres Siciliennes“ ein Thema, das zwar vordergründig historisch, zugleich aber auch hoch aktuell war. Der unter dem Titel „Sizilianische Vesper“ bekannte Aufstand der Sizilianer gegen ihre französischen Besatzer 1282 ließ sich ohne weiteres mit dem prominentesten Expansionsprojekt Frankreichs um die Mitte des 19. Jahrhunderts kurzschließen: der 1830 begonnenen Eroberung und Kolonisierung Algeriens, die gleichfalls von kontinuierlichen, blutig niedergeschlagenen Aufständen begleitet war. Dieser Bezug bildet auch den Ansatz für die Inszenierung des französischen Regisseurs Olivier Py, der sein Gespür für den Umgang der Grand opéra mit politischen Stoffen an der Deutschen Oper Berlin bereits an Meyerbeers „Le Prophete“ gezeigt hat: Die französische Besetzung Algeriens von der Zeit Verdis bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts bilden den Rahmen für seine Erzählung dieser Geschichte, mit der Verdi nach „La Traviata“ und „Rigoletto“ wieder den Fokus seiner Musikdramen erweitert: Nicht mehr nur um das Schicksal des Einzelnen, sondern um seinen Bezug zum Wohl und Wehe ganzer Völker geht es hier, bedingungsloser Hass, Versöhnungswille und der Zwiespalt zwischen diesen Extremen bestimmt das Handeln der Hauptfiguren ebenso wie die Aktionen der Besatzer und der Unterdrückten.
An der Deutschen Oper Berlin wird das Werk, das lange im Schatten der anderen großen Verdi-Opern stand, nicht in der lange Zeit üblichen italienischen Adaption, sondern in der französischen Urfassung von 1855 aufgeführt.
Inszenierung | Olivier Py 2022 |
Musikalische Leitung | Dominic Limburg |
Bühne, Kostüme | Pierre-André Weitz |
Licht | Bertrand Killy |
Dramaturgie | Jörg Königsdorf |
Chöre | Jeremy Bines |