Text von Henri Meilhac und Ludovic Halèvy
Deutsch von Simon Werle
Monty Python à la française - das ist Jacques Offenbach, der Vater der Operette und Meister des abgedrehten Musiktheaters. Vor genau 150 Jahren sorgte eines seiner einflussreichsten Werke auf den Pariser Bühnen erstmals für Furore: „Die schöne Helena“. Barrie Kosky zeigt in seiner opulenten Inszenierung der urkomischen Antiken-Travestie, was neben großen Stimmen an umwerfender Spiellust im Ensemble der Komischen Oper Berlin steckt.
Sparta ist auch nicht mehr das, was es mal war: Die Opfergaben lassen qualitätsmäßig arg zu wünschen übrig, und unter den guten alten Göttern erfreut sich nur mehr Liebesgöttin Venus ungebrochener Beliebtheit. Königin Helena, ganz schicksalsergebene Diva, langweilt sich redlich mit ihrem Gatten Menelaus, als ein rätselhafter - und unverschämt gutaussehender - Hirt hereinschneit, der sich, oh schicksalhafte Fügung, als Göttinnenschönheitswettbewerbsjuror Paris entpuppt.
Wie gut, dass Oberpriester Kalchas dem Schicksal ein wenig auf die Sprünge hilft und Helena und Paris zu einer traumhaften Nacht verhilft, die allerdings von Menelaus aufs Empfindlichste gestört wird. Was muss der aber auch völlig unangemeldet von der Dienstreise nach Hause zurückkehren?! - findet nicht nur Helena, sondern krakeelt auch bald das Volk im Chor. Menelaus ordnet gemeinsame Sommerfrische an, doch was soll man machen: Wenn Venus ihren Tribut fordert, ist der Mensch nurmehr ein Spielball der Götter!
Jacques Offenbach, der jüdisch-kölsche „Mozart der Champs Élysées“ (Gioachino Rossini), porträtierte in seinen Operetten voller Aberwitz und frivoler Sinnlichkeit eine Gesellschaft, die sich mit einem prickelnden Glas Champagner in der Hand und großen Schritten stracks in Richtung Abgrund bewegt - überdreht und grandios, mit Melodien, die sich, einmal in die Hörwindungen hineingeschlüpft, so schnell keiner mehr aus dem Kopf schlagen kann.
Inszenierung | Barrie Kosky 2014 |
Musikalische Leitung | Adrien Perrchon |
Choreographie | Otto Pichler Bühnenbild. Rufus Didwiszus |
Kostüme | Buki Shiff |
Dramaturgie | Johanna Wall |