Der Wiederaufbau
Nach 1945 mobilisierten sich sofort alle verfügbaren Kräfte für eine neue Volksbühnen-Ära, allen voran Siegfried Nestriepke, der nur auf den Moment der Neugründung gewartet zu haben schien. Das ehemalige Theater war im Krieg weitgehend zerstört worden. Ein Fundament für eine neue Freie Volksbühne auf den Trümmern einer nun geteilten Stadt zu gießen, gestaltete sich schwierig.
Aufgrund der komplizierten Besatzer-Situation entstanden Verzögerungen, die durch die Bildung eines Vier-Sektoren-Ausschusses aufgefangen werden sollten. Während in Berlin ein zähes Ringen um Profil und Struktur einer neuen Volksbühne begann, wurde 1947 bereits der Bund der deutschen Volksbühnen gegründet. Nestriepke, federführende Gestalt im Berliner Wiederaufbau-Kapitel und glühender Verfechter des Volksbühnen-Gedankens, sprach sich leidenschaftlich für eine gemeinsame Freie Volksbühne aus, die selbstständig und frei den ursprünglichen Volksbühnengedanken in die neue Zeit tragen sollte. Doch eine Lösung war in diesem politisch instrumentalisierten Streit nicht zu erzielen. Bereits kurz nach der Gründung des Ausschusses separierte sich Alfred Lindemann, ein ideologischer Widersacher Nestriepkes und Wortführer der Inhaber der sowjetischen Lizenz, und gründete eine eigene Volksbühne für den sowjetischen Sektor, die dort dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) unterstellt wurde.
Die erste Hauptversammlung des Verwaltungsrates der neuen Freien Volksbühne in den drei westlichen Sektoren fand am 23. Februar 1948 statt. Für den eigenen Spielbetrieb bot sich vorerst das Theater am Kurfürstendamm an, das die Organisation in der Zeit von 1949 bis 1963 nutzte.