Der Nationalsozialismus und seine Auswirkungen auf die FVB
Nach dem unerwarteten Ausscheiden des bisherigen Theater-Geschäftsführers Heinrich Neft 1931 stand das Theater bis zur Übergabe an den Vereinsvorsitzenden Curt Baake und den neuen künstlerischen Leiter Heinz Hilpert führungslos da. Baake, zuvor Staatssekretär, sollte der letzte wichtige Vorsitzende vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten werden. Hilpert war zuvor leitender Regisseur am Deutschen Theater gewesen und hatte dort eine Reihe glänzender Inszenierungen herausgebracht. Mit ihm hoffte man Ansehen und Ertrag der Volksbühne wieder steigern zu können. Die NSDAP jedoch, der die finanziellen Engpässe der vergangenen Jahre nicht verborgen geblieben waren, drängte bereits zu jenem Zeitpunkt wiederholt darauf, dass die Organisation ihren Spielbetrieb einstellen solle. Nur wenige Monate nachdem Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannt hatte und sukzessive die demokratisch-bürgerlichen Rechte der Weimarer Republik außer Kraft gesetzt wurden, holte die NSDAP zum vernichtenden Schlag gegen den freien Kulturbetrieb aus und markierte damit das vorläufige Ende einer eigenständigen Volksbühne: Am 17.Mai 1933 erklärten Verwaltung und künstlerische Leitung ihren Rücktritt. Am kommenden Tag verabschiedete sich die Volksbühne in ihrer Zeitschrift von ihren Mitgliedern, nicht ohne berechtigte Sorgen ob der ungewissen Zukunft der gesamten Volksbühnenbewegung zu äußern. Kurz darauf wurden alle kulturellen Organisationen, auch die Volksbühne, unter dem Goebbelsschen Propaganda-Apparat zusammengefasst und dem Reichsverband Deutsche Bühne e.V. unterstellt.
Goebbels strebte eine möglichst vollständige nationalsozialistische Kontrolle der Besucherorganisation an. Die Leitung sollte seinem Ministerium direkt unterstellt werden.
Auch den bisherigen Geschäftsführer und Generalsekretär, Dr. Siegfried Nestriepke, der schließlich auch die leitende Position im Dachverband der deutschen Volksbühnen innehatte, veranlassten die politischen Veränderungen zum Weggang.
In den Folgejahren wurden der Besucherorganisation der Volksbühne unter der Generalintendanz des Theaters von Eugen Klöpfer immer mehr eigene Befugnisse entzogen, bis sie 1939 schließlich ganz aufgelöst und ihr restliches Vermögen in Höhe von über 2 Mio. RM von der NSDAP beschlagnahmt wurde. Klöpfer hatte die Volksbühne 1938 als "ein vom deutschen Reich im öffentlichen Interesse betriebenes Institut" bezeichnet, das nur noch pro Forma im Vereinsregister vermerkt sei, und Ende desselben Jahres beim Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda deren Auflösung beantragt.
Mit der fast vollständigen Zerstörung des nunmehr als Reichstheater betriebenen Hauses verschwanden die Reste der ehemaligen Volksbühne schließlich gänzlich in den Kriegswirren.