Schwester von Antigone, Tochter von Ödipus - das Leben von Ismene, der vielleicht undankbarsten Nebenrolle der Dramenliteratur, ist durch ihre berühmt-berüchtigte Verwandtschaft definiert. Nichts Eigenes, Bedeutendes gibt es von ihr selbst zu erzählen. „Ich war die einzig Normale in einer gestörten Umgebung“, lautet ihre nüchterne Katastrophen-Bilanz. Und tatsächlich ist Ismene in ihrer fluchbeladenen Familie die einzige, die eines natürlichen Todes stirbt.
Oder eben doch nicht ganz und gar stirbt, sondern nur in tiefste Vergessenheit gerät. Die niederländische Autorin Lot Vekemans nimmt sich nach mehr als 2500 Jahren Schattendasein diese vernachlässigte Schwester vor und zerrt sie ans Licht, wo sie im Unterschied zum Rest ihrer Familie nicht zu Hause ist. Auf einmal steht Ismene auf dem Prüfstand einer Selbst- und Normalitätsbefragung, muss sich ihrer Geschichte stellen, ihrer Bedeutungslosigkeit, dem Mangel an Heroismus und großen Entscheidungen.
Regie | Stephan Kimmig |
Bühne/ Kostüme | Anne Ehrlich |
Dramaturgie | John von Düffel |
Mit | Susanne Wolff |