aus dem Französischen von Serge Stauffer
Übernahme der Inszenierung vom Schauspielhaus Graz
Ist es nicht so, dass es oft schwer ist, sich anderen Menschen verständlich zu machen, unsere Kommunikation von Missverständnissen strotzt und verbales Bemühen manchmal ein einziger Krampf ist? Im Angesicht der Ehepaare Smith und Martin, die vergeblich versuchen eine Abendunterhaltung in Gang zu bringen, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sprechen insgesamt ein komplett sinnloses Unterfangen ist und man es besser lassen sollte: Hohle Phrasen führen zu lahmen Anekdoten und Dialogen, die keine sind. Am Ende zerbricht die Sprache vollends, löst sich das Sprechen in einzelne Silben und Vokale auf, bis nur noch Lautmalerei, Wortmelodie und Sprachklang stehen bleiben.
Ähnlich wie Kurt Schwitters nach dem 1. Weltkrieg, dessen „Ursonate“ uns später noch begegnen wird, schrieb auch der rumänische Autor Eugène Ionesco im Nachkriegs-Paris der 1940er Jahre aus der existenziellen Erfahrung eines Weltkriegs. Sein dramatischer Erstling war der Versuch, die Tragödie der Sprache abzubilden: ein Stück ohne politisches Programm, ohne Moral, ohne Sinn – das sei die Dramatik der Zukunft, denn in der Vergangenheit habe Sprache zu verheerenden Dingen beigetragen. Verrückterweise verstand das Publikum im Pariser 50-Plätze Kellertheater Ionescos poetologisches Programm gar nicht bzw. falsch oder ganz anders, und so erfand der ziemlich unbekannte Autor quasi aus Versehen eine neue Theatergattung, die eher komisch gefunden wurde: Die Theateraufführung wurde Kult, die „Kahle Sängerin“ Weltliteratur, das „Absurde Theater“ war geboren.
Regie | Anita Vulesica |
Bühne | Henrike Engel |
Kostüme | Janina Brinkmann |
Musik | Camill Jammal |
Choreographie | Mirjam Klebel |
Dramaturgie | Karla Mäder |
Mit | Beatrice Frey Moritz Grove Frieder Langenberger Katrija Lehmann Raphael Muff Evamaria Salcher |